KOLUMNEN

Aktuelles rund um den Garten

MachBar, Frischluft für Gärtnerinnen und Gärtner

«Beim Zusammentreffen von Menschen, die neugierig in die Zukunft blicken, werden sich kleine und grosse Ideen vervielfachen, frei interpretiert nach den Gedanken des griechischen Philosophen Platon: «Wenn zwei Knaben je einen Apfel haben und diese tauschen, hat am Ende auch nur jeder einen. Wenn aber zwei Menschen je einen Gedanken haben und diese tauschen, hat am Ende jeder zwei Neue.»

Wir im Vorstand von Jardin Suisse Zürcher Oberland haben uns in diesem Winter, noch vor Corona, entschieden ein neues Gefäss für den Austausch, die Inspiration und die regelmässige Begegnung, eben die ‚MachBar, Frischluft für Gärtnerinnen und Gärtner‘ zu schaffen.

Acht Mal im Jahr organisieren wir in Bubikon, im Werkhof der Kobel Gartengestaltung AG, Inputreferate mit Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Fach- und Lebensbereichen. Eingeladen sind alle Interessierten, seien es die Chefs, die Mitarbeitenden wie auch Freunde und Bekannte.

Ariella Käslin, die ehemalige Spitzenturnerin Ende Juni, wie auch letzte Woche der deutsche Landschaftsarchitekt und Autor Günter Mader, beide begeisterten mit ihren Referaten und persönlichen Geschichten.

Beide Male wurden im lauschigen Dachgarten, oben an der Dachbar, erst weit nach Mitternacht die Lichter gelöscht.

Gefragt sind Orte und Begegnungen in welchen wir auch geistig frische Luft holen, wo wir über den Tellerrand des Gegenwärtigen hinausschauen und uns auf neue Gedanken einlassen können. Wenn man sich auf jemand anderes einlässt, erfährt man immer wieder auch neues über sich selber. Noch zu oft sind wir gefangen im selbstverordneten Plan des eignen Lebens.

Man mache die Rechnung, wenn viele Menschen viele gute Ideen austauschen: Da kommt ein hohes Potenzial an Innovationen zusammen, das unweigerlich antreiben wird, zu neuen Ufern aufzubrechen. Die ‚MachBar‘ soll Menschen zusammenbringen welche im Vorwärtsgang in die Zukunft unterwegs sind. Die ‚Machbar’ kann den Horizont erweitern.

Hansueli Kobel, August 2020

https://www.jardinsuisse-zo.ch

 

“Neues schaffen heisst Widerstand leisten. Widerstand leisten heisst neues schaffen”

Stéphane Hessel war nicht nur französischer Diplomat, der gebürtige Berliner war Mitglied der Résistance, hat das KZ Buchenwald überlebt und ist einer der Mitautoren der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948. Mit eindringlichen Worten ruft Stéphane Hessel zum friedlichen Widerstand gegen die Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft und die Verteidigung der menschlichen Würde auf. Mit seinen beiden 2010 und 2011 veröffentlichten Schriften “Empört Euch!” und “Engagiert Euch!” richtet er sich als 93 jähriger an die zukünftigen Generationen. Er ist 2013 in Paris verstorben.

 

Sein Text packt mich, er rüttelt mich durch.

Er schreibt über die Ungerechtigkeiten dieser Welt, über die Unzulänglichkeiten unserer Gesellschaft, über die ungerechte Verteilung der Reichtümer und die Verteidigung der Menschenrechte. Er begehrt auf gegen die Gleichgültigkeit, die sich vielerorts eingeschlichen hat, gegen die Unterdrückung von Minderheiten, gegen die Umweltzerstörung auf unserem Planeten, gegen all das, was uns die Freiheit raubt. 

Er zeigt auf, wie man als Einzelner das Gefühl der eigenen Machtlosigkeit überwinden kann. Jede und jeder von uns ist mitverantwortlich. Oder wie es die Punkband ‚Die Ärzte’ sagen würde: «Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.»

Er fordert Engagement. Er verlangt den Menschen ab, sich die Welt anzuschauen sich gegen Ungerechtigkeiten, gegen die Gleichgültigkeit zu erheben. Nichts ist selbstverständlich alles ist veränderbar. Er motiviert, dass man sich konkrete Dinge herauspickt, raus geht und sich mit ganzer Kraft daran macht die Welt zu verändern, für eine Welt in der wir Sorge tragen zu unseren Mitmenschen und unserem Planeten, wo Bedürfnisse vor dem Profit stehen, wo Menschlichkeit vor Konkurrenz kommt. 

Hansueli Kobel

(Stéphane Hessel: «Empört Euch!», Ullstein, Berlin 2011)

Alles bleibt anders

Bis vor Kurzem lebten wir in der Gewissheit, dass die Krisen anderswo stattfinden und wir, wenn überhaupt, nur am Rande davon betroffen würden. Seit Generationen war dies unsere kollektive Erfahrung, welche unser Selbstverständnis und unsere Rolle in der Welt definierte.

Und nun das: Soziale und wirtschaftliche Strukturen, unsere Handlungsweisen, welche scheinbar nicht zu ändern waren, verändern sich gerade extrem schnell und rasant. Nichts ist mehr wie es scheinbar immer war. Viele ahnen, dass Etliches im Begriff ist, grundlegend anders zu werden. Unser Sicherheitsdenken wird erschüttert.

Fakten lassen uns im Grossen und Ganzen einigermassen kalt. Wir tun bei weitem nicht genug gegen den Klimawandel und das Artensterben, obschon wir alle im gleichen Boot sitzen und ahnen, was auf die Menschheit zukommt.

Es ist ein wissenschaftlich gut erhärteter Befund, dass die Klimakrise, nüchtern betrachtet, gefährlicher einzustufen ist als die Coronakrise, weil sie den Fortbestand der Menschheit insgesamt bedroht.

Wir leben in Zeiten, in denen kein Stein auf dem andern bleibt. Der Ausnahmezustand, den wir gerade erleben, ist in unserer Epoche einzigartig und wird auch zur Quelle radikaler Gedanken werden. Die Ungewissheit, welche wir jetzt so intensiv fühlen, war immer schon da und wird auch immer bleiben. Nutzen wir die Zeit, die so anders ist als alles bisher bekannte, um nachzudenken, um unsere Zukunft neu zu denken, um unser Handeln und Tun kritisch zu hinterfragen. Neu denken, im Wissen darum, dass es trotzdem anders kommen wird. Der deutsche Philosoph Markus Gabriel sagt dazu: „Ohne moralischen Fortschritt gibt es keinen Fortschritt’“. Es ist jetzt eine gute Zeit zu überlegen und unsere Gewohnheiten in Frage stellen. Einstellungen und Handlungsweisen kann man ändern, wir können uns verändern, alles kann anders werden.

Schaffen wir es, nach der Krise nicht wieder in den alten Trott zu verfallen? Es wird weitergehen, es wird ein Leben nach der Krise geben. Wir können klüger werden, vernünftiger und gelassener. Wir können uns mehr darauf konzentrieren, was wir sind und glauben zu sein und weniger auf das, was wir haben.

 „Alles fliesst und nichts bleibt“Heraklit.

Hansueli Kobel, 2. Juni 2020

Wir bleiben für euch da!

Die Welt steht praktisch still, die Wirtschaft ist im Sturzflug, Airlines vor dem Grounding, unser Alltag ist uns plötzlich fremd, nichts ist mehr so wie es mal war – oder etwa doch? 

„ Ich finde, der Virus hat auch seine gute Seiten und ermöglicht uns, unser Handeln und Tun zu hinterfragen, neue Werte zu leben oder neue Wege einzuschlagen.“

 

Es ist ein Ausnahmezustand keine Frage, viele sind besorgt, doch wir müssen damit lernen umzugehen, keine Panik zu verbreiten, nicht unnötig zu hamstern sondern möglichst normal weiterzumachen, im Bewusstsein, dass dieser Zustand noch eine Weile anhält.

Einen Sicherheitsabstand im engeren Umfeld zu befolgen, scheint paradox.
Genauso ist es speziell, dass einem auf die Finger geschaut wird, dass diese genügend oft und richtig gewaschen werden.

Das Umgewöhnen und den eigenen Alltag neu zu organisieren ist bestimmt für viele eine grosse Challenge, ich bewundere Familien die momentan alles unter einen Hut bringen müssen.“

Als Hobbykicker war es für mich eine Hiobsbotschaft, zwei Tage vor dem ersten langersehnten Testspiel zu erfahren, dass der Spiel- und Trainingsbetrieb per sofort eingestellt wird. Die ganze Vorfreude war dahin. 

„Wir bleiben wir für euch da, bleibt ihr bitte für uns zuhause“ appelliert der Gesundheitssektor mit Plakaten, doch was macht das mit uns Gärtner?

Von den drastischen Massnahmen ist unsere Branche mehr oder weniger verschont worden, dass wir immer noch Arbeiten können.

Einzig die Gartencenter und Produzenten, Sie sitzen auf Ihren verkaufsfertigen Pflanzen fest, enorme Mengen wandern auf den Kompost, nur ein Bruchteil kommt unter die Leute, ein immenser Verlust für die Betriebe.

Egal ob mit oder ohne Corona-Virus – unsere Gärten kommen um die Frühlingspflege nicht herum.

„Habt keine Angst – behält den Sicherheitsabstand von 2m ein und überlasst uns weiterhin den Zutritt in eure Gärten – wir möchten euch weiterhin viele Gartenfreude bereiten.“

Nicolas Sangleboeuf, 30. März 2020

Dringend Wichtig

Täglich sollten, müssen viele Aufgaben gleichzeitig erledigt werden.

Wichtiges kommt zuerst. Das würde wohl jeder, jede so unterschreiben. Im Alltag aber verzetteln sich viele und lassen sich von den unwichtigen und kaum dringlichen Aufgaben vereinnahmen, viele von uns tappen in die Dringlichkeitsfalle.
Wir beschäftigen uns mehrheitlich mit dringlichem und nicht mit Wichtigem.

Es ist unmöglich, alle Probleme an einem einzigen Tag zu lösen. Meistens ist es aber vollkommen ausreichend, nur die wichtigsten Dinge zu erledigen.
Die Herausforderungen an uns Menschen in der Gegenwart sind immens: Klimawandel, digitale Revolution, Migration, die sinkende Akzeptanz der internationalen Ordnung, bis hin zu unserer Arbeit, der Familie, zu unserem sozialen Umfeld.

Wenn die Geschichte uns etwas über die Zukunft sagen kann, dann das, dass wir an einem für die Menschheit entscheidenden Punkt angelangt sind. Wesentliches ist in Bewegung und im Begriff sich neu zu ordnen oder aber auch chaotisch und unberechenbar zu werden.

Die Erfolgsrezepte der Vergangenheit werden garantiert nicht mehr die Erfolgsrezepte der Zukunft sein.
Das gilt ebenso für das gärtnerische Umfeld wie vor allem auch für die Zukunft der Menschheit.

Für die Zukunft braucht es ein neues Denken, ein kreatives Denken und Handeln. Lernen wir die Kunst, Herausforderungen, Aufgaben zu meistern, die Kunst, Probleme zu lösen, die Kunst allen Wiedrigkeiten zum Trotz Erfolg zu haben. Lernen wir die Kunst Prioritäten zu setzen.

Hansueli Kobel

Eine Möglichkeit für ein gutes Zeitmanagement ist das Eisenhower-Prinzip.

Nicht dringend

Dringend

Wichtig

Aufgabe, die man terminieren und selbst erledigen sollte

Aufgabe, die man sofort und selbst erledigen sollte

Nicht wichtig

Aufgabe nicht erledigen

Aufgabe, die sich delegieren lässt

Darf es ein bisschen mehr sein ?

„Das Glück des Menschen – ich habe seine tiefsten Gründe gesucht, und das habe ich herausgefunden: Der Grund liegt nicht im Geld oder Besitz oder Luxus, nicht im Nichtstun oder Geschäfte machen, nicht im Leisten oder Genießen. Bei glücklichen Menschen fand ich immer als Grund tiefe Geborgenheit, spontane Freude an den kleinen Dingen und eine große Einfachheit.“ (Phil Bosmans, belgischer Ordenspriester und Schriftsteller, 1922 – 2012)

Philosophen, Schriftsteller, das Christentum, der Islam, der Hinduismus, der Buddhismus ermutigen auf die Anhäufung materieller Dinge zu verzichten, das Sein vor das Haben zu stellen. Die Idee freiwillig einfach zu leben ist nicht neu.

Wir, die meisten Menschen in diesem Land haben zu viel von vielem. Wir sind schnell, oft sehr schnell unterwegs. Das kann nicht nur den einzelnen überfordern, es ist für die Umwelt auch auf Dauer schwer zu ertragen. Wir alle wissen, so können wir nicht endlos weitermachen. Wir tun es doch, die Meisten jedenfalls. Auch ich.

Das grelle Blitzlicht im Rückspiegel holt meine Gedanken abrupt in die Realität zurück. Zu viel Geschwindigkeit auf dem Weg zu einem Kundentermin wird mir zum Verhängnis. Als Folge davon war ich diesen Winter während dreier Monate auf 2 Rädern, dem E-Bike, anstatt im geheizten Auto unterwegs. Am Morgen um 6.00 Uhr, bei völliger Dunkelheit auf das Fahrrad zu steigen, bei jedem Wetter notabene, erforderte durchaus einiges an Überwindung. Während den 23 Minuten Fahrt zu unserem Werkhof nach Bubikon, habe ich fast jeden Tag Ideen geboren und wieder verworfen, habe unwichtiges und wichtiges gedacht, habe viel gesehen. Vor allem habe ich oft an die Finger gefroren. Positiv formuliert, ich habe mich und meinen Körper gespürt. Mit weniger Geschwindigkeit, auch nach dem Wiedererlangen des Führerausweises bin ich oft mit dem Fahrrad unterwegs, manchmal frierend, manchmal jauchzend der aufgehenden Sonne entgegen.

Weniger kann mehr sein.

Hansueli Kobel

Gärtner – Der schönste Beruf der Welt

Unerwartet vor einem Konzert, komme ich vor einigen Tagen mit einer ehemaligen Schulkollegin aus lang vergangenen Gewerbeschulzeiten ins Gespräch. Die Freude über unsere Begegnung ist beidseitig gross. Sie erzählt mir von ihrem Sohn welcher sich in diesen Tagen mitten im QV zum Landschaftsgärtner befindet.

Sie erzählt mir auch von seinem grossen Frust welcher in begleitet. Von seinem wiederwilligen Durchhalten, seiner komplett fehlenden Freude am Gärtnerberuf. Auf meine Frage warum denn dies so sei, berichtet sie mir von unguten Umständen, von fehlender Betreuung und Wertschätzung  in seinem Lehrbetrieb. Die Ausbildungsverantwortlichen haben es verpasst das Herz dieses jungen Menschen zu berühren. Dass so etwas geschehen kann betrübt mich, regt mich an zum Denken.

Jeder Mensch geht weg von wo er sich nicht wahrgenommen fühlt. Wollen wir erfolgreich und sinnstiftend leben und arbeiten, so geht es in allererster Linie darum in der Lebensqualität anderer Menschen einen Unterschied zu machen, dafür zu sorgen dass es anderen gut geht. Wie dies erreicht werden kann ist ist die alles entscheidende Frage.

Als Ausbildner und Berufskollegen tragen wir Verantwortung und haben es in der Hand die Ausbildung positiv zu prägen. Die Auswahl der, des Lernenden ganz am Anfang ist von grösster Wichtigkeit. Wir alle wissen, junge Menschen auszubilden ist anspruchsvoll und braucht unsere ganze Aufmerksamkeit.

Vertrauen schenken und herausfordern, häufig miteinander sprechen, diese drei Herangehensweisen betrachte ich als Schlüssel in der erfolgreichen Mitarbeiterführung. 

Gelingt es uns bei den jungen Menschen die Herzen zu berühren, so wird es möglich die Freude und die Leidenschaft für den aus meiner Sicht schönsten Beruf der Welt zu wecken und weiterzugeben.

Hansueli Kobel

Das Paradies ist bunt

In Marokko, eine halbe Stunde Autofahrt von Marrakech entfernt liegt das Ourika-Tal. Die Erde ist dort steinig, trocken, und lehmbraun, durchzogen von einer einzigen Schnellstrasse, einem asphaltierten Strich in der kargen Landschaft. Einen unwahrscheinlicheren Ort für einen Garten gibt es kaum.

Hier versteckt sich ein wahrer Schatz, der noch nicht in vielen Reiseführern zu finden ist. Vor zwei Jahren eröffnete der österreichische Multimediakünstler, Dichter, Schauspieler und Feingeist André Heller mit ANIMA einen bezaubernden, paradiesischen Garten, eine farbenprächtige Oase, mit Kakteen, exotischen Pflanzen, voller Kunstwerke und Kunsthandwerk.

Ich habe den Park bereits zweimal besucht und bin begeistert, erlebte das Kunstwerk als einer der schönsten und fantasievollsten Gärten die ich kenne. Die drei Hektar große, opulente, botanische Inszenierung ist ein magischer Ort der Sinnlichkeit.

Dieses Projekt ernährt rund 1000 Menschen. Es braucht nicht mehr Wasser als die landwirtschaftlichen Betriebe von früher. Und es ist so nachhaltig, wie es nur sein kann.

Mit diesem Projekt, für das André Heller fast sein ganzes Vermögen aufgewendet hat, wollte er eine Versuchsanstalt für den Himmel, einen Ort der absoluten Liebe und des schattenlosen Lichts erschaffen. Einen Garten aus dem Nichts zu gestalten, der marokkanischen Wüste abzutrotzen war unermesslich viel Arbeit und leistet auch einen wichtigen Beitrag das Problem der Emigration an der Wurzel zu packen.

Der Garten ANIMA zeigt beispielhaft wie aus einer Idee, wie aus einem Traum, gar aus einer Utopie blühende Realität werden kann. 

Durch unsere Berufe als Gärtner oder Gärtnerin, ob als Unternehmer oder auch als Lernende, haben wir ein grosses Privileg.

Wir haben die Fähigkeiten und das Wissen einen Garten anlegen zu können, einen Garten zu pflegen. Paradiese entstehen meistens nicht von selbst, es braucht dazu auch unser Tun.

Hansueli Kobel

Live in concert

Zwei Wochen ist es her, in unserem Büro, im Werkhof in Bubikon begeistern ‚Rebecca and the Sophistocats’ mit unverwechselbaren Songs, Marco Caduff erzählt Geschichten der goldenen 50er-Jahre. Für die einen sind sie geprägt durch die Nachkriegszeit und den Wiederaufbau, für die anderen bedeuten sie neue Freiheit, Musik und Wirtschaftswunder. Die 50er-Jahre waren vor allem eine Zeit des Umbruchs.

 

Mittendrin und hautnah dabei, an die 80 Kundinnen und Kunden. Vor dem Konzert gab es im Dachgarten an der Containerbar Köstlichkeiten zur Einstimmung. In der Dämmerung strahlte der Garten hoch über Bubikon von seiner allerschönsten Seite. Genügend Zeit und Raum für belanglose und tiefgründige Gespräche. Smaltalk mit Kunden, Freunden.

 

Tage später beim Googeln der Definition was wir an diesem herrlichen Freitagabend mit unseren Kunden erleben durften, stosse ich auf die Begriffe Beziehungsmarketing, Relationship-Marketing. Banale Messeauftritte und langweilige Events seien von gestern. Neben der digitalen Kommunikation sei der direkte und persönliche Kontakt in einem erlebnisorientierten und emotionalen Umfeld unentbehrlich……

In der Beziehung zwischen den Kunden und der Unternehmung gewinnen zunehmend weiche, emotionale Faktoren an Bedeutung. Ein positives Gefühl einem Unternehmen oder einer Marke gegenüber sei essenziell.

Seit dem Neubau unseres Werkhofes veranstalten wir unter dem Label ‚Kobel Kulturdach’ unregelmässig, regelmässig Konzerte bei uns im Dachgarten, in der Werkhalle oder auch im Büro. Feine kulinarische Leckerbissen aus der Werkhofküche und der Dachbar begleiten die Anlässe. Jede Veranstaltung ist in diesem Rahmen sehr persönlich und einzigartig. Mit unserem mittlerweile eingespielten Team ist der Aufwand für die Organisation der Konzerte überschaubar und vor allem von grosser Freude und bewegenden Rückmeldungen begleitet.

Die Einladungen für das ‚Blueskonzert im Wintergarten‘ im nächsten Januar sind verschickt.

Hansueli Kobel, Oktober 2019

Den Geist nähren

Am Roten Meer, damals vor 36 Jahren, lernte ich auf meiner ersten grossen Reise eine junge Schweizerin kennen, welche gerade im Begriff war, einen Beduinen zu heiraten.

Diese Frau nun wird uns auf unserer nächsten Mitarbeiterreise begleiten. Wir planen mit all unseren Mitarbeitenden im Dezember in den Sinai zu reisen, auf eine mehrtägige Wüstentour mit den Beduinen und ihren Kamelen. Wir werden durch die faszinierenden Wüstenlandschaften des Süd-Sinais wandern und reiten. Die Abende werden wir am Lagerfeuer verbringen und den Gesängen und den Geschichten der Beduinen lauschen.

 

Ich werde immer wieder darauf angesprochen ob es sich lohnen würde und ob es nicht zu teuer sei, unsere Mitarbeitenden alljährlich auf eine Reise einzuladen.

Der Sinn unseres Lebens besteht vielleicht darin, dass wir das tun, was uns wirklich wichtig ist. An den Aufgaben zu wachsen und zu einem größeren Ganzen beitragen zu können.

Die Aufgabe als Unternehmende ist es, Menschen zu gewinnen, Mitarbeitende und Kundschaft mit Visionen anzustecken und zu begeistern.

Geborgenheit, Anerkennung, Sinnhaftigkeit, Mitgefühl und Liebe gehören zu den Grundbedürfnissen der Menschen. Diese Faktoren werden in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen.

Je hektischer der Alltag ist desto grösser wird das Bedürfnis sich auf die Dinge zu konzentrieren, auf die es wirklich ankommt: Zeit mit Freunden und der Familie zu verbringen und die guten Dinge des Lebens zu geniessen.

Die Fähigkeit, mit dem Wandel und der Unsicherheit umzugehen, wie auch die Hinwendung zu Neuem, wird sich immer stärker zu einer Kernkompetenz erfolgreicher Unternehmen wie auch Einzelpersonen entwickeln.

Wir brauchen vielfältige Sichtweisen, Erfahrungen und Weltbilder, so können wir unseren Geist nähren und inspirieren.

Und ja es lohnt sich, zusammen mit den Mitarbeitenden zu reisen. Die Vorfreude, die Erlebnisse und Erfahrungen während der Reise und auch die Geschichten all der Abenteuer im Nachhinein, all dies ist unbezahlbar.

 Hansueli Kobel, Juni 2019

Mission B

Mit dem Frühlingserwachen scheint die Sensibilisierung für mehr Biodiversität in unserem Lebensumfeld, in weiten Kreisen der Bevölkerung sprunghaft an Bedeutung zu gewinnen. Fast täglich werden wir von Kunden und interessierten angefragt und darauf angesprochen welche Möglichkeiten es gäbe den Balkon, den Vorgarten, den neuen, geplanten Garten ökologisch aufzuwerten, Lebensräume für die Vielfalt des Lebens zu schaffen, zu fördern, zu unterstützen.

Um die 40 % aller Arten in der Schweiz stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Seit 1990 hat die Schmetterling-, seit 1980 die Vogelpopulation je um 50 % abgenommen. Die Biomasse der fliegenden Insekten ist seit 1989 gar um 75 % zurückgegangen. Fast die Hälfte der in der Schweiz heimischen Wildbienenarten ist bedroht. Hauptursachen für die Abnahme von Wildbienen sind der Rückgang der Menge und Vielfalt von Blüten sowie der Verlust von natürlichen Lebensräumen. 

Hier mittendrin sind wir die Gärtner, die Gärtnerinnen. Welche Antworten, Ideen, Strategien haben wir, die Artenvielfalt in den uns anvertrauten Gärten fördern?

Vor zwei Wochen entstand in Zusammenarbeit mit Jardin Suisse und dem Schweizer Fernsehen im Rahmen der Aktion Mission B, ein kleiner Film welcher ab Mitte Mai auf der Onlineplattform von SRF aufgeschaltet sein wird: Die Verwandlung eines Schotterbeetes in ein Wildstaudenbeet. Mit dabei unser Lernender im 3. Jahr. 

Zwei Tage nach den Dreharbeiten werde ich um eine Offerte für das Anlegen eines Schottergartens angefragt. Machen wir nicht war meine sehr direkte und klare Antwort. Stattdessen erklärte ich, dass einheimische Pflanzen die Lebensgrundlage von vielen Tierarten sind und deshalb besonders wichtig für die Biodiversität. Totholz, Steinhaufen oder Biotope seien wertvolle Lebensräume. So könne der Garten zum Paradies für Schmetterlinge, Wildbienen, Eidechsen und Igel werden.

Den Auftrag dazu haben wir bekommen.

Hansueli Kobel, Mai 2019

MachBar, Frischluft für Gärtnerinnen und Gärtner

«Beim Zusammentreffen von Menschen, die neugierig in die Zukunft blicken, werden sich kleine und grosse Ideen vervielfachen, frei interpretiert nach den Gedanken des griechischen Philosophen Platon: «Wenn zwei Knaben je einen Apfel haben und diese tauschen, hat am Ende auch nur jeder einen. Wenn aber zwei Menschen je einen Gedanken haben und diese tauschen, hat am Ende jeder zwei Neue.»

Wir im Vorstand von Jardin Suisse Zürcher Oberland haben uns in diesem Winter, noch vor Corona, entschieden ein neues Gefäss für den Austausch, die Inspiration und die regelmässige Begegnung, eben die ‚MachBar, Frischluft für Gärtnerinnen und Gärtner‘ zu schaffen.

Acht Mal im Jahr organisieren wir in Bubikon, im Werkhof der Kobel Gartengestaltung AG, Inputreferate mit Persönlichkeiten aus den unterschiedlichsten Fach- und Lebensbereichen. Eingeladen sind alle Interessierten, seien es die Chefs, die Mitarbeitenden wie auch Freunde und Bekannte.

Ariella Käslin, die ehemalige Spitzenturnerin Ende Juni, wie auch letzte Woche der deutsche Landschaftsarchitekt und Autor Günter Mader, beide begeisterten mit ihren Referaten und persönlichen Geschichten.

Beide Male wurden im lauschigen Dachgarten, oben an der Dachbar, erst weit nach Mitternacht die Lichter gelöscht.

Gefragt sind Orte und Begegnungen in welchen wir auch geistig frische Luft holen, wo wir über den Tellerrand des Gegenwärtigen hinausschauen und uns auf neue Gedanken einlassen können. Wenn man sich auf jemand anderes einlässt, erfährt man immer wieder auch neues über sich selber. Noch zu oft sind wir gefangen im selbstverordneten Plan des eignen Lebens.

Man mache die Rechnung, wenn viele Menschen viele gute Ideen austauschen: Da kommt ein hohes Potenzial an Innovationen zusammen, das unweigerlich antreiben wird, zu neuen Ufern aufzubrechen. Die ‚MachBar‘ soll Menschen zusammenbringen welche im Vorwärtsgang in die Zukunft unterwegs sind. Die ‚Machbar’ kann den Horizont erweitern.

Hansueli Kobel, August 2020

https://www.jardinsuisse-zo.ch

 

“Neues schaffen heisst Wiederstand leisten. Wiederstand leisten heisst neues schaffen”

Stéphane Hessel war nicht nur französischer Diplomat, der gebürtige Berliner war Mitglied der Résistance, hat das KZ Buchenwald überlebt und ist einer der Mitautoren der Menschenrechtserklärung der Vereinten Nationen vom 10. Dezember 1948. Mit eindringlichen Worten ruft Stéphane Hessel zum friedlichen Widerstand gegen die Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft und die Verteidigung der menschlichen Würde auf. Mit seinen beiden 2010 und 2011 veröffentlichten Schriften “Empört Euch!” und “Engagiert Euch!” richtet er sich als 93 jähriger an die zukünftigen Generationen. Er ist 2013 in Paris verstorben.

 

Sein Text packt mich, er rüttelt mich durch.

Er schreibt über die Ungerechtigkeiten dieser Welt, über die Unzulänglichkeiten unserer Gesellschaft, über die ungerechte Verteilung der Reichtümer und die Verteidigung der Menschenrechte. Er begehrt auf gegen die Gleichgültigkeit, die sich vielerorts eingeschlichen hat, gegen die Unterdrückung von Minderheiten, gegen die Umweltzerstörung auf unserem Planeten, gegen all das, was uns die Freiheit raubt. 

Er zeigt auf, wie man als Einzelner das Gefühl der eigenen Machtlosigkeit überwinden kann. Jede und jeder von uns ist mitverantwortlich. Oder wie es die Punkband ‚Die Ärzte’ sagen würde: «Es ist nicht deine Schuld, dass die Welt ist, wie sie ist. Es wär nur deine Schuld, wenn sie so bleibt.»

Er fordert Engagement. Er verlangt den Menschen ab, sich die Welt anzuschauen sich gegen Ungerechtigkeiten, gegen die Gleichgültigkeit zu erheben. Nichts ist selbstverständlich alles ist veränderbar. Er motiviert, dass man sich konkrete Dinge herauspickt, raus geht und sich mit ganzer Kraft daran macht die Welt zu verändern, für eine Welt in der wir Sorge tragen zu unseren Mitmenschen und unserem Planeten, wo Bedürfnisse vor dem Profit stehen, wo Menschlichkeit vor Konkurrenz kommt. 

Hansueli Kobel

(Stéphane Hessel: «Empört Euch!», Ullstein, Berlin 2011)

Alles bleibt anders

Bis vor Kurzem lebten wir in der Gewissheit, dass die Krisen anderswo stattfinden und wir, wenn überhaupt, nur am Rande davon betroffen würden. Seit Generationen war dies unsere kollektive Erfahrung, welche unser Selbstverständnis und unsere Rolle in der Welt definierte.

Und nun das: Soziale und wirtschaftliche Strukturen, unsere Handlungsweisen, welche scheinbar nicht zu ändern waren, verändern sich gerade extrem schnell und rasant. Nichts ist mehr wie es scheinbar immer war. Viele ahnen, dass Etliches im Begriff ist, grundlegend anders zu werden. Unser Sicherheitsdenken wird erschüttert.

 

Fakten lassen uns im Grossen und Ganzen einigermassen kalt. Wir tun bei weitem nicht genug gegen den Klimawandel und das Artensterben, obschon wir alle im gleichen Boot sitzen und ahnen, was auf die Menschheit zukommt.

Es ist ein wissenschaftlich gut erhärteter Befund, dass die Klimakrise, nüchtern betrachtet, gefährlicher einzustufen ist als die Coronakrise, weil sie den Fortbestand der Menschheit insgesamt bedroht.

Wir leben in Zeiten, in denen kein Stein auf dem andern bleibt. Der Ausnahmezustand, den wir gerade erleben, ist in unserer Epoche einzigartig und wird auch zur Quelle radikaler Gedanken werden. Die Ungewissheit, welche wir jetzt so intensiv fühlen, war immer schon da und wird auch immer bleiben. Nutzen wir die Zeit, die so anders ist als alles bisher bekannte, um nachzudenken, um unsere Zukunft neu zu denken, um unser Handeln und Tun kritisch zu hinterfragen. Neu denken, im Wissen darum, dass es trotzdem anders kommen wird. Der deutsche Philosoph Markus Gabriel sagt dazu: „Ohne moralischen Fortschritt gibt es keinen Fortschritt’“. Es ist jetzt eine gute Zeit zu überlegen und unsere Gewohnheiten in Frage stellen. Einstellungen und Handlungsweisen kann man ändern, wir können uns verändern, alles kann anders werden.

Schaffen wir es, nach der Krise nicht wieder in den alten Trott zu verfallen? Es wird weitergehen, es wird ein Leben nach der Krise geben. Wir können klüger werden, vernünftiger und gelassener. Wir können uns mehr darauf konzentrieren, was wir sind und glauben zu sein und weniger auf das, was wir haben.

 „Alles fliesst und nichts bleibt“. Heraklit.

Hansueli Kobel 2. Juni 2020

Dringend Wichtig

Täglich sollten, müssen viele Aufgaben gleichzeitig erledigt werden.

Wichtiges kommt zuerst. Das würde wohl jeder, jede so unterschreiben. Im Alltag aber verzetteln sich viele und lassen sich von den unwichtigen und kaum dringlichen Aufgaben vereinnahmen, viele von uns tappen in die Dringlichkeitsfalle.
Wir beschäftigen uns mehrheitlich mit dringlichem und nicht mit Wichtigem.

Es ist unmöglich, alle Probleme an einem einzigen Tag zu lösen. Meistens ist es aber vollkommen ausreichend, nur die wichtigsten Dinge zu erledigen.
Die Herausforderungen an uns Menschen in der Gegenwart sind immens: Klimawandel, digitale Revolution, Migration, die sinkende Akzeptanz der internationalen Ordnung, bis hin zu unserer Arbeit, der Familie, zu unserem sozialen Umfeld.

Wenn die Geschichte uns etwas über die Zukunft sagen kann, dann das, dass wir an einem für die Menschheit entscheidenden Punkt angelangt sind. Wesentliches ist in Bewegung und im Begriff sich neu zu ordnen oder aber auch chaotisch und unberechenbar zu werden.

Die Erfolgsrezepte der Vergangenheit werden garantiert nicht mehr die Erfolgsrezepte der Zukunft sein.
Das gilt ebenso für das gärtnerische Umfeld wie vor allem auch für die Zukunft der Menschheit.

Für die Zukunft braucht es ein neues Denken, ein kreatives Denken und Handeln. Lernen wir die Kunst, Herausforderungen, Aufgaben zu meistern, die Kunst, Probleme zu lösen, die Kunst allen Wiedrigkeiten zum Trotz Erfolg zu haben. Lernen wir die Kunst Prioritäten zu setzen.

Hansueli Kobel

Eine Möglichkeit für ein gutes Zeitmanagement ist das Eisenhower-Prinzip.

Nicht dringend

Dringend

Wichtig

Aufgabe, die man terminieren und selbst erledigen sollte

Aufgabe, die man sofort und selbst erledigen sollte

Nicht wichtig

Aufgabe nicht erledigen

Aufgabe, die sich delegieren lässt

Wir bleiben für euch da!

Die Welt steht praktisch still, die Wirtschaft ist im Sturzflug, Airlines vor dem Grounding, unser Alltag ist uns plötzlich fremd, nichts ist mehr so wie es mal war – oder etwa doch? 

„ Ich finde, der Virus hat auch seine gute Seiten und ermöglicht uns, unser Handeln und Tun zu hinterfragen, neue Werte zu leben oder neue Wege einzuschlagen.“

 

Es ist ein Ausnahmezustand keine Frage, viele sind besorgt, doch wir müssen damit lernen umzugehen, keine Panik zu verbreiten, nicht unnötig zu hamstern sondern möglichst normal weiterzumachen, im Bewusstsein, dass dieser Zustand noch eine Weile anhält.

Einen Sicherheitsabstand im engeren Umfeld zu befolgen, scheint paradox.
Genauso ist es speziell, dass einem auf die Finger geschaut wird, dass diese genügend oft und richtig gewaschen werden.

Das Umgewöhnen und den eigenen Alltag neu zu organisieren ist bestimmt für viele eine grosse Challenge, ich bewundere Familien die momentan alles unter einen Hut bringen müssen.“

Als Hobbykicker war es für mich eine Hiobsbotschaft, zwei Tage vor dem ersten langersehnten Testspiel zu erfahren, dass der Spiel- und Trainingsbetrieb per sofort eingestellt wird. Die ganze Vorfreude war dahin. 

„Wir bleiben wir für euch da, bleibt ihr bitte für uns zuhause“ appelliert der Gesundheitssektor mit Plakaten, doch was macht das mit uns Gärtner?

Von den drastischen Massnahmen ist unsere Branche mehr oder weniger verschont worden, dass wir immer noch Arbeiten können.

Einzig die Gartencenter und Produzenten, Sie sitzen auf Ihren verkaufsfertigen Pflanzen fest, enorme Mengen wandern auf den Kompost, nur ein Bruchteil kommt unter die Leute, ein immenser Verlust für die Betriebe.

Egal ob mit oder ohne Corona-Virus – unsere Gärten kommen um die Frühlingspflege nicht herum.

„Habt keine Angst – behält den Sicherheitsabstand von 2m ein und überlasst uns weiterhin den Zutritt in eure Gärten – wir möchten euch weiterhin viele Gartenfreude bereiten.“

Nicolas Sangleboeuf, 30. März 2020

Gärtner – Der schönste Beruf der Welt

Unerwartet vor einem Konzert, komme ich vor einigen Tagen mit einer ehemaligen Schulkollegin aus lang vergangenen Gewerbeschulzeiten ins Gespräch. Die Freude über unsere Begegnung ist beidseitig gross. Sie erzählt mir von ihrem Sohn welcher sich in diesen Tagen mitten im QV zum Landschaftsgärtner befindet.

Sie erzählt mir auch von seinem grossen Frust welcher in begleitet. Von seinem wiederwilligen Durchhalten, seiner komplett fehlenden Freude am Gärtnerberuf. Auf meine Frage warum denn dies so sei, berichtet sie mir von unguten Umständen, von fehlender Betreuung und Wertschätzung  in seinem Lehrbetrieb. Die Ausbildungsverantwortlichen haben es verpasst das Herz dieses jungen Menschen zu berühren. Dass so etwas geschehen kann betrübt mich, regt mich an zum Denken.

Jeder Mensch geht weg von wo er sich nicht wahrgenommen fühlt. Wollen wir erfolgreich und sinnstiftend leben und arbeiten, so geht es in allererster Linie darum in der Lebensqualität anderer Menschen einen Unterschied zu machen, dafür zu sorgen dass es anderen gut geht. Wie dies erreicht werden kann ist ist die alles entscheidende Frage.

Als Ausbildner und Berufskollegen tragen wir Verantwortung und haben es in der Hand die Ausbildung positiv zu prägen. Die Auswahl der, des Lernenden ganz am Anfang ist von grösster Wichtigkeit. Wir alle wissen, junge Menschen auszubilden ist anspruchsvoll und braucht unsere ganze Aufmerksamkeit.

Vertrauen schenken und herausfordern, häufig miteinander sprechen, diese drei Herangehensweisen betrachte ich als Schlüssel in der erfolgreichen Mitarbeiterführung. 

Gelingt es uns bei den jungen Menschen die Herzen zu berühren, so wird es möglich die Freude und die Leidenschaft für den aus meiner Sicht schönsten Beruf der Welt zu wecken und weiterzugeben.

Hansueli Kobel

Darf es ein bisschen mehr sein ?

„Das Glück des Menschen – ich habe seine tiefsten Gründe gesucht, und das habe ich herausgefunden: Der Grund liegt nicht im Geld oder Besitz oder Luxus, nicht im Nichtstun oder Geschäfte machen, nicht im Leisten oder Genießen. Bei glücklichen Menschen fand ich immer als Grund tiefe Geborgenheit, spontane Freude an den kleinen Dingen und eine große Einfachheit.“ (Phil Bosmans, belgischer Ordenspriester und Schriftsteller, 1922 – 2012)

Philosophen, Schriftsteller, das Christentum, der Islam, der Hinduismus, der Buddhismus ermutigen auf die Anhäufung materieller Dinge zu verzichten, das Sein vor das Haben zu stellen. Die Idee freiwillig einfach zu leben ist nicht neu.

Wir, die meisten Menschen in diesem Land haben zu viel von vielem. Wir sind schnell, oft sehr schnell unterwegs. Das kann nicht nur den einzelnen überfordern, es ist für die Umwelt auch auf Dauer schwer zu ertragen. Wir alle wissen, so können wir nicht endlos weitermachen. Wir tun es doch, die Meisten jedenfalls. Auch ich.

Das grelle Blitzlicht im Rückspiegel holt meine Gedanken abrupt in die Realität zurück. Zu viel Geschwindigkeit auf dem Weg zu einem Kundentermin wird mir zum Verhängnis. Als Folge davon war ich diesen Winter während dreier Monate auf 2 Rädern, dem E-Bike, anstatt im geheizten Auto unterwegs. Am Morgen um 6.00 Uhr, bei völliger Dunkelheit auf das Fahrrad zu steigen, bei jedem Wetter notabene, erforderte durchaus einiges an Überwindung. Während den 23 Minuten Fahrt zu unserem Werkhof nach Bubikon, habe ich fast jeden Tag Ideen geboren und wieder verworfen, habe unwichtiges und wichtiges gedacht, habe viel gesehen. Vor allem habe ich oft an die Finger gefroren. Positiv formuliert, ich habe mich und meinen Körper gespürt. Mit weniger Geschwindigkeit, auch nach dem Wiedererlangen des Führerausweises bin ich oft mit dem Fahrrad unterwegs, manchmal frierend, manchmal jauchzend der aufgehenden Sonne entgegen.

Weniger kann mehr sein.

Hansueli Kobel

Der Frosch im Kochtopf

In gut einem Monat werden landauf und landab wieder gute Vorsätze gefasst – das neue Jahr soll anders, besser werden.

Hohe Ansprüche können motivieren, inspirieren, antreiben, jeden Tag nach neuen Wegen zu suchen unser Handwerk weiter zu perfektionieren, neues zu lernen.

In einer immer digitaler werdenden Welt nachhaltig gesund, leistungsfähig und motiviert zu bleiben ist kein Selbstläufer, persönlich in der Balance zu bleiben eine grosse Kunst und dauernde Herausforderung.

Vielen Menschen ergeht es immer öfters wie dem Frosch im Kochtopf:

  • Wenn man einen Frosch in einen Kochtopf mit kochendem Wasser legen will, wird der Frosch sofort versuchen raus zu springen. Im siedend heissen Wasser zu bleiben, führt zum sicheren Tod, der Frosch spürt das und springt raus.
  • 􏰀Anders verhält es sich aber, wenn man den Frosch zunächst in lauwarmes Wasser legt; es ist angenehm warm, der Frosch fühlt sich wohl. Wenn wir nun laufend die Temperatur des Wassers erhöhen, bis das Wasser kocht, verbleibt der Frosch im Wasser, obwohl er rausspringen könnte. Er bleibt bis er stirbt. Die Temperatur wurde laufend ein wenig erhöht, der Frosch gewöhnt sich daran und ignoriert die alarmierenden Signale.

Etliche Menschen verlieren immer mehr den Zugang zu sich selber, die deutlichen Zeichen welche uns der Körper laufend zurückmeldet werden ignoriert. (Schlafprobleme, Dünnhäutigkeit, sozialer Rückzug, Agressionen, Leistungseinschränkungen u.v.m.)

Obwohl wir merken, dass etwas mit uns nicht stimmt, machen wir weiter und die Temperatur erhöht sich konstant. Sehr oft hoffen wir, in den meisten Fällen leider ohne Erfolg, auf ein Wunder und dass sich die Symptome ohne unser Zutun wieder zum Guten verändern.

Vorsätze sind gut, Handeln ist besser: Freiheit bezeichnet die Fähigkeit des Menschen, aus eigenem Willen Entscheidungen zu treffen.         

Hansueli Kobel

Das Paradies ist bunt

In Marokko, eine halbe Stunde Autofahrt von Marrakech entfernt liegt das Ourika-Tal. Die Erde ist dort steinig, trocken, und lehmbraun, durchzogen von einer einzigen Schnellstrasse, einem asphaltierten Strich in der kargen Landschaft. Einen unwahrscheinlicheren Ort für einen Garten gibt es kaum.

Hier versteckt sich ein wahrer Schatz, der noch nicht in vielen Reiseführern zu finden ist. Vor zwei Jahren eröffnete der österreichische Multimediakünstler, Dichter, Schauspieler und Feingeist André Heller mit ANIMA einen bezaubernden, paradiesischen Garten, eine farbenprächtige Oase, mit Kakteen, exotischen Pflanzen, voller Kunstwerke und Kunsthandwerk.

Ich habe den Park bereits zweimal besucht und bin begeistert, erlebte das Kunstwerk als einer der schönsten und fantasievollsten Gärten die ich kenne. Die drei Hektar große, opulente, botanische Inszenierung ist ein magischer Ort der Sinnlichkeit.

Dieses Projekt ernährt rund 1000 Menschen. Es braucht nicht mehr Wasser als die landwirtschaftlichen Betriebe von früher. Und es ist so nachhaltig, wie es nur sein kann.

Mit diesem Projekt, für das André Heller fast sein ganzes Vermögen aufgewendet hat, wollte er eine Versuchsanstalt für den Himmel, einen Ort der absoluten Liebe und des schattenlosen Lichts erschaffen. Einen Garten aus dem Nichts zu gestalten, der marokkanischen Wüste abzutrotzen war unermesslich viel Arbeit und leistet auch einen wichtigen Beitrag das Problem der Emigration an der Wurzel zu packen.

Der Garten ANIMA zeigt beispielhaft wie aus einer Idee, wie aus einem Traum, gar aus einer Utopie blühende Realität werden kann. 

Durch unsere Berufe als Gärtner oder Gärtnerin, ob als Unternehmer oder auch als Lernende, haben wir ein grosses Privileg.

Wir haben die Fähigkeiten und das Wissen einen Garten anlegen zu können, einen Garten zu pflegen. Paradiese entstehen meistens nicht von selbst, es braucht dazu auch unser Tun.

Hansueli Kobel

Den Geist nähren

Am Roten Meer, damals vor 36 Jahren, lernte ich auf meiner ersten grossen Reise eine junge Schweizerin kennen, welche gerade im Begriff war, einen Beduinen zu heiraten.

Diese Frau nun wird uns auf unserer nächsten Mitarbeiterreise begleiten. Wir planen mit all unseren Mitarbeitenden im Dezember in den Sinai zu reisen, auf eine mehrtägige Wüstentour mit den Beduinen und ihren Kamelen. Wir werden durch die faszinierenden Wüstenlandschaften des Süd-Sinais wandern und reiten. Die Abende werden wir am Lagerfeuer verbringen und den Gesängen und den Geschichten der Beduinen lauschen.

 

Ich werde immer wieder darauf angesprochen ob es sich lohnen würde und ob es nicht zu teuer sei, unsere Mitarbeitenden alljährlich auf eine Reise einzuladen.

Der Sinn unseres Lebens besteht vielleicht darin, dass wir das tun, was uns wirklich wichtig ist. An den Aufgaben zu wachsen und zu einem größeren Ganzen beitragen zu können.

Die Aufgabe als Unternehmende ist es, Menschen zu gewinnen, Mitarbeitende und Kundschaft mit Visionen anzustecken und zu begeistern.

Geborgenheit, Anerkennung, Sinnhaftigkeit, Mitgefühl und Liebe gehören zu den Grundbedürfnissen der Menschen. Diese Faktoren werden in Zukunft noch mehr an Bedeutung gewinnen.

Je hektischer der Alltag ist desto grösser wird das Bedürfnis sich auf die Dinge zu konzentrieren, auf die es wirklich ankommt: Zeit mit Freunden und der Familie zu verbringen und die guten Dinge des Lebens zu geniessen.

Die Fähigkeit, mit dem Wandel und der Unsicherheit umzugehen, wie auch die Hinwendung zu Neuem, wird sich immer stärker zu einer Kernkompetenz erfolgreicher Unternehmen wie auch Einzelpersonen entwickeln.

Wir brauchen vielfältige Sichtweisen, Erfahrungen und Weltbilder, so können wir unseren Geist nähren und inspirieren.

Und ja es lohnt sich, zusammen mit den Mitarbeitenden zu reisen. Die Vorfreude, die Erlebnisse und Erfahrungen während der Reise und auch die Geschichten all der Abenteuer im Nachhinein, all dies ist unbezahlbar.

 Hansueli Kobel, Juni 2019

Live in concert

Zwei Wochen ist es her, in unserem Büro, im Werkhof in Bubikon begeistern ‚Rebecca and the Sophistocats’ mit unverwechselbaren Songs, Marco Caduff erzählt Geschichten der goldenen 50er-Jahre. Für die einen sind sie geprägt durch die Nachkriegszeit und den Wiederaufbau, für die anderen bedeuten sie neue Freiheit, Musik und Wirtschaftswunder. Die 50er-Jahre waren vor allem eine Zeit des Umbruchs.

 

Mittendrin und hautnah dabei, an die 80 Kundinnen und Kunden. Vor dem Konzert gab es im Dachgarten an der Containerbar Köstlichkeiten zur Einstimmung. In der Dämmerung strahlte der Garten hoch über Bubikon von seiner allerschönsten Seite. Genügend Zeit und Raum für belanglose und tiefgründige Gespräche. Smaltalk mit Kunden, Freunden.

 

Tage später beim Googeln der Definition was wir an diesem herrlichen Freitagabend mit unseren Kunden erleben durften, stosse ich auf die Begriffe Beziehungsmarketing, Relationship-Marketing. Banale Messeauftritte und langweilige Events seien von gestern. Neben der digitalen Kommunikation sei der direkte und persönliche Kontakt in einem erlebnisorientierten und emotionalen Umfeld unentbehrlich……

In der Beziehung zwischen den Kunden und der Unternehmung gewinnen zunehmend weiche, emotionale Faktoren an Bedeutung. Ein positives Gefühl einem Unternehmen oder einer Marke gegenüber sei essenziell.

Seit dem Neubau unseres Werkhofes veranstalten wir unter dem Label ‚Kobel Kulturdach’ unregelmässig, regelmässig Konzerte bei uns im Dachgarten, in der Werkhalle oder auch im Büro. Feine kulinarische Leckerbissen aus der Werkhofküche und der Dachbar begleiten die Anlässe. Jede Veranstaltung ist in diesem Rahmen sehr persönlich und einzigartig. Mit unserem mittlerweile eingespielten Team ist der Aufwand für die Organisation der Konzerte überschaubar und vor allem von grosser Freude und bewegenden Rückmeldungen begleitet.

Die Einladungen für das ‚Blueskonzert im Wintergarten‘ im nächsten Januar sind verschickt.

Hansueli Kobel, Oktober 2019

Mission B

Mit dem Frühlingserwachen scheint die Sensibilisierung für mehr Biodiversität in unserem Lebensumfeld, in weiten Kreisen der Bevölkerung sprunghaft an Bedeutung zu gewinnen. Fast täglich werden wir von Kunden und interessierten angefragt und darauf angesprochen welche Möglichkeiten es gäbe den Balkon, den Vorgarten, den neuen, geplanten Garten ökologisch aufzuwerten, Lebensräume für die Vielfalt des Lebens zu schaffen, zu fördern, zu unterstützen.

Um die 40 % aller Arten in der Schweiz stehen auf der Roten Liste der bedrohten Arten. Seit 1990 hat die Schmetterling-, seit 1980 die Vogelpopulation je um 50 % abgenommen. Die Biomasse der fliegenden Insekten ist seit 1989 gar um 75 % zurückgegangen. Fast die Hälfte der in der Schweiz heimischen Wildbienenarten ist bedroht. Hauptursachen für die Abnahme von Wildbienen sind der Rückgang der Menge und Vielfalt von Blüten sowie der Verlust von natürlichen Lebensräumen. 

Hier mittendrin sind wir die Gärtner, die Gärtnerinnen. Welche Antworten, Ideen, Strategien haben wir, die Artenvielfalt in den uns anvertrauten Gärten fördern?

Vor zwei Wochen entstand in Zusammenarbeit mit Jardin Suisse und dem Schweizer Fernsehen im Rahmen der Aktion Mission B, ein kleiner Film welcher ab Mitte Mai auf der Onlineplattform von SRF aufgeschaltet sein wird: Die Verwandlung eines Schotterbeetes in ein Wildstaudenbeet. Mit dabei unser Lernender im 3. Jahr. 

Zwei Tage nach den Dreharbeiten werde ich um eine Offerte für das Anlegen eines Schottergartens angefragt. Machen wir nicht war meine sehr direkte und klare Antwort. Stattdessen erklärte ich, dass einheimische Pflanzen die Lebensgrundlage von vielen Tierarten sind und deshalb besonders wichtig für die Biodiversität. Totholz, Steinhaufen oder Biotope seien wertvolle Lebensräume. So könne der Garten zum Paradies für Schmetterlinge, Wildbienen, Eidechsen und Igel werden.

Den Auftrag dazu haben wir bekommen.

Hansueli Kobel, Mai 2019

 

 

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044 921 12 69

 

 

 

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